UNSERE GESCHICHTE

1847-1900: FAHNENWEIHE, GRUNDSTEINLEGUNG UND POLITISCHE WIRREN

Bereits im Jahre 1847 wurde in Niederrad ein Turnverein gegründet, der den Namen „Turngemeinde Niederrad“ trug, bei dessen Fahnenweihe im April 1848 war Turnvater Jahn selbst zugegen. Als Gründer dieses Vereins werden genannt: Carl Wissenbach, W. Gass, B. Zecher, Josef Ludwig, Chr. Wissenbach, Preyer und Vollhardt.
Doch wie so oft ließen sich auch damals Sport und Politik nicht voneinander trennen. Jahn, der Abgeordneter der Nationalversammlung war, vertrat damals die Meinung, dass Deutschland mit der Kleinstaaterei Schluss machen und sich unter einer Regierung zusammen schließen solle. Die Verbreitung dieses Gedankens stieß jedoch bei den damals regierenden Fürsten und Herzögen auf starken Widerstand, so dass Jahn seiner Ämter enthoben und die von ihm ins Leben gerufenen Sportvereine aufgelöst wurden.
So wurde auch die Turngemeinde Niederrad wieder aufgelöst und musste ihre Fahne – die nach alter Überlieferung von Jungfrauen gespendet wurde – verbergen.
Die verhängte Turnsperre wurde 1860 wieder aufgehoben. Dies nahmen einige Turner zum Anlass, den Turnverein erneut zu gründen. Diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt, denn der Verein fiel schon nach zwei Jahren wieder auseinander.
Am 4. März 1876 gründeten eine Anzahl, der Turnerei treu ergebenen Männer, es waren 17 an der Zahl, unseren heutigen Turnverein mit Heinrich Wissenbach als ersten Vorsitzenden.
Die alte schwarz-rot-gelbe Fahne aus dem Jahre 1848, die jahrelang aufgrund der politischen Verhältnisse bei Herrn Wissenbach versteckt war, wurde dem neu gegründeten Turnverein übergeben. Der Gastwirt Philipp Häußer stellte seinen Garten als Sportplatz zur Verfügung, seine Gaststätte fungierte als erstes Vereinslokal des jungen Vereins. In der ersten Zeit des Sportbetriebes gab es noch keinerlei Sportgeräte. Hochsprung, Weitsprung, Wettlauf und Steinstoßen, sogenannte „Feldberg-Übungen“ waren Bestandteil der Sportstunden.
Um Sportgeräte zu erwerben, wurde der wöchentliche Beitrag auf 1,-Mark festgesetzt. Der Wagnermeister Johannes Blum fertigte dann die ersten Geräte an und zwar einen Barren, ein Reck und ein Sprungpferd. 1877 zog der Turnverein dann auf das Roth’sche Gelände am Hessenweg (jetzt Odenwaldstraße) um. Leider blieben dem jungen Verein innere Zwistigkeiten nicht erspart. Infolge solcher traten mehrere Mitglieder aus und gründeten am 11. April 1878 die Niederräder Turngesellschaft (NTG).
Wenn auch der Verein nur noch wenige Mitglieder hatte, verstanden diese es jedoch, den Sportbetrieb wieder anzukurbeln. Der Turnplatz wurde auf den „Galgenacker“ an der Frauenhofschule verlegt.
Regelmäßige Sportfeste trugen dazu bei, den Sportbetrieb wieder attraktiv zu machen und die Mitgliederzahlen stiegen wieder an.
Am 7. September 1879 wurde der Verein in den Maingau der deutschen Turnerschaft übernommen. Bereits im Jahre 1881 beteiligte sich der Verein am Deutschen Turnfest. 1886 trat der Turnverein aus dem Maingau aus, weil dieser zu groß geworden war und bildete mit einer Anzahl anderer Vereine den Main-Taunus-Gau.
Das Jahr 1898 bildete nach Überlieferungen einen Glanzpunkt in der Geschichte des Vereins, da 50 Jahre zuvor die Vereinsfahne von Turnvater Jahn geweiht wurde. Dies war Anlass genug, dem Verein eine neue Fahne – wiederum von Frauen gestiftet – zu übergeben. Diese Fahne befindet sich noch heute im Besitz des Vereins.